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Do robots have bad days too?


Valca hatte einfach einen typischen Montag gehabt. In der Früh war alles schief gelaufen, auf der Arbeit hätten sie fast noch ein Gemälde ruiniert, weil einer ihrer Kollegen nicht aufgepasst hatte und danach hatten sie auch nichts mehr geschafft, weil es erst noch eine fette Standpauke vom Chef gab. Das mussten sie jetzt die nächsten Tage wieder aufholen, ohne das noch etwas schief ging. Alles in allem, einfach einer dieser Tage an denen man sich fragte, warum man eigentlich aus dem Bett aufgestanden war. Nichtsdestotrotz hatte sie sich nach der Arbeit nicht direkt auf den Weg nach Hause gemacht. Sie brauchte nach dem Tag einfach noch ein bisschen Zeit für sich und sie wusste nicht genau ob sie die zuhause kriegen würde. Also hatte sie sich zusammen mit ihrem Skizzenbuch in ein Café im Stadtzentrum niedergelassen um einfach noch eine ruhige Stunde oder zwei zu haben.
Sehr hatte sie sich darin verloren, ihr Stückchen Kuchen in ihrem Heft zu verewigen, fast so sehr das sie kaum mehr etwas um sich herum mitbekam. Lediglich für ihre Kaffeetasse reichte es noch, an der sie gelegentlich etwas nippte. So sah sie auch das Chaos nicht kommen, das auf dem Weg war ihr den Tag noch weiter zu ruinieren. Sie hatte wohl mitbekommen, das ein wenig Trubel aufgekommen war, allerdings waren sie hier auch in Night City. Irgendwas war immer los und solange es sie nicht betraf, sollte es sie auch nicht stören. Nun bis es das eben doch tat. Immerhin sprang da gerade eine kleine Drohne auf ihren Tisch - direkt in ihren Kaffee, welcher dabei in alle Himmelsrichtungen spritzte und sich dabei überall verteilte, was sowohl ihr Gesicht, als auch ihr Skizzenheft beinhaltete. "Ahh" kam deutlich unglücklicher Ton von ihr. Zum Einen hatte sie sich erschrocken, zum Anderen war der Kaffee immer noch recht warm und unangenehm auf der Haut. Damit hatte sie sich auch schon ein Tuch gegriffen um sich zumindest ihr Gesicht abzuwischen. Nachdem das erledigt war, bemerkte sie dann allerdings auch, dass ihre gesammelten Werke in dem Heft gerade etwas mit Kaffee trieften. Jap. Heute war wirklich ein Montag. Doch wo war die kleine Drohne eigentlich hingesprungen? Sie wollte dann doch vermeiden, dass sie nochmal vor ihr in irgendwas reinsprang. Doch schien es schon zum nächsten Tisch gewandert zu sein. Sie seufzte etwas in sich rein, hätte die Drohne denn nicht in ihren Kuchen, anstatt in ihren Kaffee springen können?

#001 Yano & Valca in einem Café in der Innenstadt


Man konnte sich Geld auf allerlei Art und Weise verdienen. Entweder man arbeitete im sozialen Bereich, spielte den heiligen Samariter und besaß im Nachhinein das Gefühl, mit gutem Gewissen eines Tages ins Gras zu beißen … oder man ermordete einen reichen Knacker, damit die junge Ehefrau all das Erbe abstauben konnte. Wenn es nach Yano ging, waren ihm beide Optionen etwas zu krass. Für einen durchschnittlichen Job war er zu unnormal und für die kriminelle Schiene war er dann doch auf einmal wieder zu normal. Also entschied er sich für etwas, was sich hauptsächlich im Internet abspielte. Er interessierte sich für Menschen, es faszinierte ihn, wie unterschiedlich sie alle doch sein konnten und dass, obwohl sie dieselbe Luft atmeten. Sie glichen Büchern und er versank gerne in ihnen, doch statt sie zu lesen, ließ er sie sich viel lieber vorlesen. 
Yano war ein Host. Viele definieren diese Art Job anders. Doch auf seiner Internetseite hatte er alles bis ins kleinste Detail erklärt. Da sich Yano jedoch immer blind in Geschehnisse warf, wusste er, dass nicht jeder sich informierte. Es war so, als würde man von jemandem verlangen, die allgemeinen Geschäftsbedingungen zu lesen. 
Mit verschränkten Armen saß Yano leicht kippelnd auf dem weißen Caféstuhl. Sein gegenüber war ein Mann mittleren Alters, an vereinzelten Stellen war sein Haar bereits ergraut und allmählich kämpfte sich der Drei-Tage-Bart zurück an die Front. Abgesehen davon hatte sich dieser Herr deutlich rausgeputzt. “Für dich, … ich hoffe es gefällt dir”, der Geruch frisch gekaufter Rosen drang in Yanos Nase. Seine blutroten Iriden beobachteten ihn dabei, wie er ihm allen Ernstes eine kleine Vase mit Rosen hinüberschob. Außenstehende hielten dieses ungleiche Paar sicherlich für Vater und Sohn. Nicht verwunderlich, schließlich saß da jemand mit einem Anzug und der andere trug lockere Trainingskleidung, als wäre derjenige nur wenige Minuten zuvor im Fitnessstudio gewesen. Yanos rechtes Auge zuckte leicht, mit leichter Verwunderung blickte er auf die Blümchen vor ihm. Diese Geste war bereits ausreichend, um zu realisieren, dass es sich hierbei um ein einseitiges Date handelte. “Oh, hahaha”, er lachte einmal herzhaft, so sehr, dass er sich die Hände auf den Bauch pressen musste. 
“Sorry … war ich zu voreilig? Ich dachte wirklich, dass es zwischen uns mehr werden könnte, nach all den Telefonaten”, nervös kratzte sich der Fremde an der Schläfe. In der Zwischenzeit versuchte sich der Kiyabu an den Namen seines Gegenübers zu erinnern. Vergebens. Zwar kannte er seine gesamte Lebensgeschichte, doch der Name war ihm tatsächlich entfallen. Einige Nachbartische beäugten die beiden. Yano konnte zahlreiche neugierige Augenpaare auf ihn spüren. Oh Mann, wie unangenehm. “Das ist mein Job, so verdiene ich mir mein Geld. Es tut mir Leid, wenn du dir Liebe erwartet hattest”, erklärte er nun vorsichtig. Nicht alle nahmen Abfuhren gut auf. Und irgendwo konnte er es auch nachvollziehen. But come on … er war ein Host. Natürlich musste er jedem ins Gesicht lächeln, über den letzten Scheiß lachen und so tun, als wären die langweiligsten Geschichten auf Erden interessant. “Du … machst das auch mit anderen?”, es schien, als weiche ihm all die Farbe aus dem Gesicht. Entgeistert runzelte Yano seine Stirn. Ja sicher? “Bingo. Es ist mein Job … ich meine ich habe dir das auch schon oft erklärt”, ach fuck, musste er noch offensichtlicher werden? 
Etwas konfus rührte Yano nun seinen Kaffee um, aber das nur, um eine Art Hintergrundgeräusch zu erzeugen, weil die Stille jetzt gerade so unerträglich war. Nun ja, bis zu dem Moment, als er das Klirren einer Tasse vernahm und er sich kurz umdrehte, um einen Blick über seine Schulter zu spähen. Oh wow. Eine überaus hübsche Frau. Viel eher überraschte ihn, dass beide irgendwie die gleiche Haarfarbe rockten. Bevor er sie sich länger ansehen konnte, zischte auch schon eine Drohne an ihm vorbei. “Alter …”, sie war so schnell, dass sie die schicke Rosenvase vom Tisch fegte und diese in endlich hunderte Teile zersprang. “Wooooah, hast du das gesehen?”, er verfolgte die wirre Drohne mit seinen Augen. Hier konnte man wohl den deutlichen Unterschied zwischen den beiden Männern erkennen. Während einer geschockt und fast ängstlich reagierte, war der andere fast schon kindisch interessiert. “Sie kommt wieder, haha!”, Yano war aufgesprungen, beobachtete das fliegende Geschirr und dann entleerte sich der Kaffee auf dem kompletten Tisch. “Wieso freust du dich?! Setz dich wieder hin. Wo ist der Manager?!?”, kläffte sein Date, haute dann einmal so doll auf den Tisch, so dass der letzte Rest an Deko auch nun einen Abgang machte. “Hast du all das inszeniert, weil du mich von vorne herein wie ne Weihnachtsgans ausnehmen wolltest? Extra für Ablenkung sorgen, damit du dann vom Männerklo aus die Biege machen kannst?”, Yanos Schädel brummte. Was zur Hölle war denn falsch mit diesem Typen? Mittlerweile wusste er nicht mal mehr, ob Leute die Drohne anstarrten oder die Soap-Opera, die sich zeitgleich vor ihren Augen abspielte. “Komm runter. Ich bin nicht so feige. Ich hab kein Problem damit dir ins Gesicht zu sagen, dass ich nicht auf dich oder Männer im Allgemeinen stehe”, nachdem dieser Satz für einige Sekunden im Raum stand, war das nächste was flog der Tisch an welchem sie saßen. Aber hieran war nicht die Drohne Schuld …

#001 Valca & Yano in einem Café in der Innenstadt


Do robots have bad days too?


Der Versuch ihr Notizbuch zu trocknen war eher von fruchtloser Natur. Ein zutiefst bedrücktes Seufzen kam ihr über die Lippen, dabei war das Heft beinahe voll gewesen. Ganz aufgeben wollte sie noch nicht, aber vielleicht konnte sie zuhause noch eher etwas für das Heft tun. Hier bestand ihre Möglichkeit gerade einmal daraus zu versuchen den überschüssigen Kaffee abzuwischen und es zum Trocknen den Stuhl neben ihr zu hängen. Auch ihre Bluse und ihre Hose waren nun von großen Kaffeeflecken geziert. Diese konnte sie allerdings einfach waschen, auch wenn es ihr auf dem Heimweg sicherlich einige komische Blicke bescheren würde. Dann schoss die Drohne auch schon das zweite Mal an ihr vorbei. Wieder fast in ihre Kaffeetasse - nicht das in dieser noch sonderlich viel drin gewesen wäre, was durch die Gegend spritzen konnte, hatte sich das ja schon fast alles über ihr und dem Tisch vor ihr ergossen. Ein wenig zum Weinen war ihr jedoch schon zu Mute. Es war halt einfach der berühmte letzte Tropfen gewesen. Eigentlich wollte sie nur noch Heim und den Tag vergessen. Sie hatten doch bestimmt noch eine Flasche Wein zuhause, die sich dafür anbot geköpft zu werden. Aus dem Gedanken schrak sie jedoch sehr deutlich hoch, als es am Nachbartisch deutlich unruhiger wurde und dort kräftig auf den Tisch geschlagen wurde. War hier noch nicht genug Stress? Bisher hatte sie die beiden gut ausblenden können, aber langsam fiel ihr auch doch das Melodrama auf, dass sich da neben ihr abspielte. Ihre Ablenkung war ja schließlich auch dahin. Sie schaute kurz auf ihren Stift, der ebenfalls begann etwas aufzuquellen. Den konnte sie dann wohl auch vergessen. Dabei waren Stifte aus echtem Holz so schwer zu finden, immerhin wurden sie kaum noch hergestellt. Als dann der Tisch von den beiden Männern - wenn man sie überhaupt beide so nennen konnte, der eine war doch kaum volljährig, wie er aussah - dann schließlich fliegen, zuckte sie jedoch nochmal merklich zusammen. Ach musste das denn sein? Immerhin war eine nicht durchgedrehte Drohne noch so nett und brachte ihr noch ein Handtuch, während sie im Augenwinkel die andere noch durch die Gegend springen sah. Eigentlich hätte sie auch doch noch gern einen Kaffee, aber den würde sie nicht bestellen, bevor das Drohnen Problem nicht gelöst war. Das sie sich super am Tisch vor sich festklammerte, bemerkte sie gar nicht so recht, aber der Gedanke sich unter eben jenem zu verstecken bis alles vorbei war, breitete sich in ihrem Kopf aus. Vermutlich bereute sie es in wenigen Augenblicken, dass sie dies nicht tat.

#002 Yano & Valca in einem Café in der Innenstadt